Hospiz mit Kids

Kinder und Jugendliche begleiten bei Fragen zu Sterben und Tod

Heike liegt vor allem am Herzen, dass die Themen Sterben, Tod und Trauer nicht tabuisiert werden, besonders setzt sie sich dafür ein, dass bereits Kinder von klein an mitbekommen, dass diese Themen zum Leben dazu gehören. „Meine Großeltern leben auf einem Bauernhof, da war das Werden und Vergehen immer sichtbar“, erinnert sich Heike. „Damit bin ich groß geworden, das Thema Tod gehörte selbstverständlich mit dazu.“

Gestaltete Mitte mit Teelichtern und außen rum bunte Tücher in Regenbogenfarben.
Foto: Heike Rohde

Heute ist Heike seit mehreren Jahren Mitarbeiterin im Ambulanten Hospiz- und Familienbegleitdienst der Johanniter in Berlin und dort liegt ihr Schwerpunkt – neben Öffentlichkeitsarbeit, Schulungen für ehrenamtliche Sterbebegleiter_innen und Ehrenamtspflege – vor allem im Kinder- und Jugendbereich. Zu Beginn ihrer Tätigkeit im Hospizdienst lag der Fokus auf der Begleitung von lebensbedrohlich erkrankten Kindern und Jugendlichen, dies hat sich allerdings im Laufe der Zeit geändert. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass es im Ambulanten Hospiz- und Familienbegleitdienst viele Anfragen von älteren Menschen gibt, die lebensbedrohlich erkrankt sind und in deren Umfeld auch Kinder und Jugendliche sind, die folglich mit den Themen Sterben, Tod und Trauer konfrontiert sind.  Deshalb verlagert sich die Begleitung jetzt auf Kindern und Jugendlichen, die mit den Themen Sterben, Tod und Trauer in der eigenen Familie oder im näheren Freundes- und Bekanntenkreis in Berührung kommen – zumal die Begleitung von schwer erkrankten Kindern und Jugendlichen bereits von anderen Berliner Hospizdiensten sehr gut abgedeckt ist.

Das Angebot, das der Hospiz- und Familienbegleitdienst im Kinder- und Jugendbereich entwickelt hat, ist sehr vielfältig.  „Wir unterstützen Kinder, Jugendliche und ihre Familien, wenn es eine Krise in der Familie gibt, wenn jemand lebensbedrohlich erkrankt ist, in Form einer Begleitung. Wir schauen zusammen mit der Familie, was ist gerade Thema, was wird gewünscht. Das reicht von Freizeitgestaltung mit den Kindern und Jugendlichen, über Unterstützung in der Schule, bis hin zum Schaffen einer Auszeit für die Eltern.  Aber wir sind auch da für alle auftauchenden Fragen rund um die Themen Tod und Sterben“, erzählt Heike.

„Neben dieser Begleitung ist vor allem auch Prävention ein wichtiger Bestandteil unseres Angebots. Wir wollen Berührungsängste gegenüber den Themen Tod und Sterben abbauen, so dass sie wieder selbstverständlicher zum Leben dazugehören. Deshalb möchten wir Eltern und Erwachsene stärken, ganz offen mit Kindern und Jugendlichen über Tod und Sterben zu sprechen. Indem Fragen und Bedürfnisse der Kinder angenommen werden, können wir Erwachsene auch ganz anders an der Gefühlswelt der Kinder teilhaben.“

Mit ihrem Projekt „Hospiz mit Kids“ will der Hospiz- und Familienbegleitdienst der Johanniter genau dies erreichen. „Hospiz mit Kids“ richtet sich an alle Kitas, die sich mehr mit den Themen Tod, Sterben und Trauer vertraut machen möchten. Während eines Teamtages erhalten die Erzieher*innen Fachwissen und verschiedene Einblicke in die entwicklungstypischen Vorstellungen von Kindern zu Sterben und Tod, daneben geht es aber auch darum, eine eigene Haltung zu  entdecken, „denn oft ist dies ein weggeschobenes Thema oder mit Unsicherheiten behaftet“, weiß Heike zu berichten.

Dann gibt es drei Projekttage in der Kita mit den Kindern, jeweils für einige Stunden. Dabei geht es ums Leben, Krank werden, Sterben, Trösten. Es werden verschiedene kreative Formen gewählt im Mittelpunkt steht die Geschichte von Hermann dem Wildschwein und seinen Freunden, die verschiedene Abenteuer erleben. „Uns ist wichtig, dass wir ganz viel damit arbeiten, was die Kinder uns erzählen oder antworten. Wir fragen, was sie sich vorstellen, was sie so denken, was sie fühlen, was sie tröstet“, sagt Heike. „Selbstverständlich findet vor Projektbeginn ein Elternabend statt, bei dem alle Fragen und auch Bedenken ihren Raum haben. Bisher haben wir viele positive Rückmeldungen bekommen, was uns natürlich freut und wir stehen auch hinterher bei weiteren Fragen oder Unsicherheiten zur Verfügung“, sagt Heike.

„Überhaupt sind wir ansprechbar für alle Menschen und Familien, die mit dem Thema Tod und Trauer in irgendeiner Form in Berührung kommen“, betont Heike. Sie möchte damit allen Mut machen zum Hörer zu greifen oder eine Mail zu schicken. „Wir sind da, hören zu und schauen gemeinsam, wie eine Unterstützung aussehen kann.“

Auf der Website des Ambulanten Hospiz- und Familienbegleitdienst der Johanniter in Berlin gibt es mehr Informationen. Sie erreichen den Hospizdienst auch unter der Telefonnummer: 030/816901256.