Mach’s gut!

Kurz vor Weihnachten ist die Mutter meines guten Freundes Börnie gestorben. Fast genau vier Jahre hat sie ihren Sohn überlebt.

Als Börnie im Frühjahr und Sommer 2016 nach einem Rezidiv häufig operiert wurde, reiste sie immer an. Klein, drahtig, herzlich, gut zu Fuß und mit viel Humor ausgestattet, das war Ruth, die für ihr Leben gerne Rasen mähte. Da könne sie abschalten, meinte sie einmal zu mir. Börnies erste Frage an seine Mutter war meistens: „Hast du wieder Rasen gemäht?“

Eine Allee mit kahlen Bäumen, in der sich die Sonne spiegelt.
Foto: Tanja

Wann immer Börnie im OP lag, haben Ruth und ich viele Stunden des Wartens zusammen verbracht. Oft sind wir durch die Straßen Berlins gewandert, saßen im Schatten am See, tranken Eiscafé und erzählten uns Geschichten aus dem Leben. Einmal hatte ich für Ruth ein Hotelzimmer unweit des Krankenhauses gebucht, das hatte sogar eine Dachterrasse. Es war ein heißer Sommertag und die OP schien nicht enden zu wollen, so saßen wir dem Himmel ganz nah und der Schweiß lief uns trotz des Sonnenschirms in Strömen. Als wir Börnie Stunden später auf der Intensivstation besuchen konnten, lag er im Bett, grinste und verlangte nach einem Capri-Eis. Ich weiß nicht, wie viel Capri-Eis ich bei dem Kiosk um die Ecke gekauft habe. Wenn ich heute bei dem Kiosk vorbeifahre, kaufe ich mir manchmal ein Capri-Eis und während ich das gelbe Wassereis lutsche, erinnere ich mich an diesen unvergessenen Sommer 2016, der in vielerlei Hinsicht besonders war.

Als Börnie einmal nach einer anderen OP erwachte, es war knapp gewesen, da war klar, dass Bremen nicht absteigen würde. Das war die Zeit der „Green-White-Wonderwall“– Aktion der Bremenfans. Börnie, Ruth und ich teilten alle drei die Bremenleidenschaft. So begrüßten wir Börnie zurück im Leben mit “Lebenslang-grün-weiß“ Gesängen“. Als die Schwester reinkam, schaute sie zuerst etwas irritiert, musste dann lachen und bat darum, nicht in voller Stadionlautstärke zu singen.

Kurz nach Börnies Tod begann die Rückrunde der Bundesliga. Beim ersten Bremenspiel saßen wir zusammen mit Ruth und Freund_innen zuhause bei uns auf dem Sofa und machten einen Börnie-Erinnerungabend. Ruth hatte meinen Pizarro-Schal um und es gab Capri-Eis.

Zwei Wochen bevor Ruth starb, hatten wir nochmal die Gelegenheit, miteinander zu telefonieren, und ihre Stimme ist mir noch im Ohr, als sie zum Abschied sagte: „Mach’s gut!“