Trauerkunst

Erinnerungsstücke aus Alltagsgegenständen von Verstorbenen

Vor einiger Zeit traf ich Pavel. Er ist Künstler und Philosoph und hat ein ganz besonderes Herzensprojekt: Gemeinsam mit Trauernden gestaltet er aus persönlichen, materiellen Dingen und den nicht mehr gebrauchten Alltagsgegenständen der Verstobenen ein künstlerisches Erinnerungsstück.

Pavel hat zum Thema „Umgang mit dem Tod“ promoviert und sich viel abstrakt mit dem Tod beschäftigt. Darüber hinaus ist er seit einigen Jahren auch freischaffender Künstler. Beides trifft in seiner Initiative „Trauerkunst“ zusammen.

Viele verschiedene Gegenstände wie Brille, Uhr, Knöpfe, Blutdruckmessgerät, Buch, Stift liegen geordnet auf einer dunklen Unterlage.
Foto: Pavel Radchenko

Wie genau jetzt „Trauerkunst“ funktioniert, hat er mir in einem persönlichen Gespräch erzählt:
„Mein Konzept ist so, dass die Menschen jederzeit auf mich zukommen können. Wir treffen uns dann erst einmal unverbindlich auf einen Kaffee, lernen uns kennen, tauschen uns aus und schauen, ob die Chemie stimmt. Wenn alles stimmig ist, dann gehen wir gemeinsam in die Wohnung des verstorbenen Menschen oder dorthin, wo jetzt die Sachen sind.
Dort schauen wir nach Gegenständen, die einen starken emotionalen Wert haben wie zum Beispiel der alte Kugelschreiber, mit dem immer jemand geschrieben hat oder die alte Brille oder die Uhr. Alles Gegenstände, von denen man oft nicht weiß wohin damit, weil man sie selbst nicht tragen wird, aber die gleichzeitig noch einen sehr persönlichen Wert haben. Mit diesen Gegenständen arbeiten wir dann zusammen.

Ich mache in erster Linie einfach Vorschläge, was man daraus machen könnte, das kann Schmuck, eine Collage, eine Skulptur sein. Ein festes Format gibt es nicht, wir entwickeln das gemeinsam und experimentieren auch. Ich habe auch selbst etwas gestaltet aus den Gegenständen, die ich mit meiner Oma verbinde. Da hatte ich dann zwischendurch auch „Fehlversuche“, in denen ich gemerkt habe, dass die Komposition so nicht passend für mich ist und habe die Gegenstände dann wieder umsortiert. Vielleicht kommt am Schluss auch etwas ganz anderes heraus, als am Anfang gedacht.

Diesen Prozess zu begleiten und zu unterstützen, dass die Komposition stimmig ist, dafür bin ich da. Mir ist wichtig, dass wir diesen Prozess gemeinsam auf Augenhöge machen. Die Zugehörigen sollen selbst anpacken und vielleicht auch an der ein oder anderen Stelle einen Gegenstand zerbrechen müssen. Es geht ja nicht darum, einfach nur alles wie eine Summe aus Teilen zusammenzukleben, sondern Sachen neu zu formen, vielleicht denen auch was anderes zu geben, was vorher nicht drin war. Bewahren auf der einen Seite, aber auch zu transformieren, sich zu öffnen, für was neues. Das ist der Weg, den ich zusammen gehen möchte.“

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