Nicht alleine in der Trauer

Trauergruppen

Wenn meine quirlige Trauerbegleiterkollegin aus Niedersachen von ihrer Arbeit berichtet, dann hat man hinterher das Gefühl, dass man sehr gerne eine ihrer Trauergruppen besuchen würde. Mit viel Herz und Leidenschaft bietet sie verschiedene Gruppen an und entwickelt immer neue Ideen.

Ein Herz aus Steinen im Sand.
Foto: marwi

Zur Trauerbegleitung kam sie aus eigener Betroffenheit. Nachdem vor vier Jahren ihr Mann gestorben war, besuchte sie selbst eine Gruppe und hat sich dort sehr aufgehoben gefühlt. Der Austausch hatte sie auf ihrem eigenen Trauerweg unterstützt, erzählte sie mir.

Das höre ich auch immer wieder als Rückmeldung in meiner Arbeit, dass durch den Austausch mit anderen Betroffenen Gemeinschaft, Orientierung, Halt, Verständnis erfahren wird und so neue Perspektiven entwickelt werden können.

Irgendwann übernahm meine Kollegin dann mal die Vertretung für die Trauergruppe, und kurz danach wurde sie gefragt, ob sie sich vorstellen könnte mit einzusteigen. Da sie kurz vor der Rente stand und sowieso eine kleine Aufgabe suchte, entschloss sie sich dazu. Es war ihr dabei wichtig, eine qualifizierte Ausbildung zu haben und so machte sie nach den Standards des Bundesverbandes eine Trauerbegleiter*innen Ausbildung, auch bekannt als „Große Basisqualifikation“.

Mittlerweile wurde sie zur „Trauergruppenexpertin“, ihre Nachfrage ist groß und sie hat immer wieder neue kreative Ideen für Gruppen. Momentan bietet sie als neueste Form die Gruppe „Trauer intensiv“ an. Dort sind vor allem junge Menschen, die vor kurzem einen Verlust erlitten haben. Sie treffen sich einmal wöchentlich. Für alle zehn Abende hat sich meine Kollegin ein Thema überlegt, zuletzt das Thema „Farben“. Da ertönte dann auch „Lady in Red“ und zum Abschluss gab es ein gemeinsames Abendessen. Das ist sowieso immer ein festes Ritual in all ihren Gruppen, dass sie mit einem Abendessen enden. Da gestaltet sie mit viel Liebe den Tisch, bereitet verschiedene Essen vor von einer Brotzeit über eine Suppe bis hin zu süßen Gerichten. Auch in ihren anderen drei Trauergruppen, die als Trauercafés angeboten werden mit unterschiedlichen Schwerpunkten, gibt es neben dem Kerzenritual, der Musik und einem Märchen natürlich auch immer ein gemeinsames Abendessen.

Sie hat zudem noch ein ganz spezielles Angebot, weswegen sie auch oft „Eventmanagerin“ genannt wird – ein Jahresplan mit Außenaktivitäten für Trauernde. So können die Teilnehmer*innen aus ihren Gruppen einmal im Monat eine begleitete Aktivität mitmachen, das reicht von der Oper, über den Biergarten, das Rudelsingen bis hin zum Museum. Aber die Aktivitäten sind nicht nur vor Ort, sondern meine Kollegin bietet auch in regelmäßigen Abständen Reisen übers Wochenende an. Sie nennt das die sogenannten Erlaubnisreisen. Denn sie stellt immer wieder in ihrer Arbeit fest, dass trauernde Menschen sich oft vieles nicht erlauben wie Lachen, Ausgehen oder auch Verreisen. Aus ihrer Erfahrung weiß sie, dass gerade das Verreisen oft nicht einfach ist und so bietet sie gemeinschaftliche Wochenend-Reisen an z.B. nach Cuxhaven oder an die Ostsee. Das sind Reisen mit der Trauer im Gepäck, aber auch immer dem Leben zugewandt.

Und ihre neuste Idee? Wenn alles klappt, bekommt sie vielleicht größere Räumlichkeiten und dann schwebt ihr ein Raum vor für Trauernde im Stile eines Cafés – Zurück zum Leben.